Montag, 21. Januar 2013

Neues Label für Fischzucht


Fischzucht ist für die Welternährung unverzichtbar. Der WWF setzt sich dabei für Umweltstandards ein. Mit ASC hat man ein Label mit Mindeststandards geschaffen, welches es noch auszubauen gilt. 

Ungefähr 950 Millionen Menschen sind weltweit von Fisch als wichtigste Proteinquelle abhängig. Und die Nachfrage wird sich in den nächsten 40 Jahre nicht zuletzt wegen des Bevölkerungswachstums noch verdoppeln. Bereits heute sind aber bereits 85 Prozent der Wildfischbestände übernutzt oder stehen kurz davor. Der Ruf nach mehr Fisch aus Aquakulturen liegt deshalb auf der Hand. Deren Anteil liegt heute bereits bei fast 50 Prozent – gemäss dem FAO Bericht «State of the World Fisheries and Aquaculture» (2010).

Doch mit Zuchten wachsen auch Umweltprobleme, wie beispielsweise die Verschmutzung der Gewässer mit Chemikalien und Antibiotika, der hohe Einsatz von Fischöl und -mehl als Futter, welcher wiederum zur Überfischung beiträgt, oder der Kahlschlag wertvoller Mangrovenwälder, welche Kinderstube vieler Fischarten sind.
  Der WWF initiierte deshalb im Jahr 2004 einen Dialog für umweltgerechtere Aquakulturen. Daraus entwickelte sich 2009 der Aquaculture Stewardship Council (ASC). Der ASC ist eine breit abgestützte, unabhängige Organisation, welche die Standards setzt. Die ASC-Standards werden in regelmässigen Abständen überprüft, weiterentwickelt und den wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen angepasst. Konsumentinnen und Konsumenten rät der WWF heute: Bevorzugen Sie Fische mit den Labels Bio oder MSC. Geniessen Sie generell wenig Fisch, diesen dafür als Delikatesse. 


ASC ist das Resultat aus einem Verhandlungsprozess mit einer Vielzahl von Teilnehmern und deshalb eine Kompromisslösung aller Interessengruppen. Das ASC-Label wird deshalb kein «Premium»-Label wie beispielsweise die Bio Suisse-Knospe für Zuchtfische werden. Darum erstaunt es auch nicht, dass es Kritik am Label gibt. Negative Stimmen gibt es beispielsweise zum Einsatz von Fischmehl und -öl und von gentechnisch veränderter Soja als Futtermittel. Fakt ist aber, dass Raubfische nicht auf vegetarische Diät gesetzt werden können. An Alternativen zu konventionellen Futtermitteln wird geforscht, doch noch nicht bei allen Fischarten gibt es Ersatzprodukte. 

Die ASC-Standards enthalten Kriterien zur Herkunft des Fischfutters: Sie muss rückverfolgbar sein und das Futter darf nicht von überfischen Beständen stammen. Falls GVO Futter im Einsatz ist, ist der Betrieb neu verpflichtet, dies zu deklarieren. Transgene Fische sind unter ASC gänzlich verboten. WWF Schweiz unterstützt ASC, sofern das Futter GVO frei ist. Er setzt sich auch dafür ein, dass nach alternativen Produkten geforscht wird und die Fischereien zu Fütterungszwecken schnellstmöglich auf nachhaltige Fangpraktiken umgestellt werden.

Aus kritischer Sicht gibt es Stimmen, die sich negativ zum Tierschutz äussern. Verschiedene Tierschutzorganisationen nutzten die Gelegenheit und brachten ihre Anliegen an den Dialogen ein. Berücksichtigt wurden in den ASC-Standards die folgenden Aspekte:


  • Die Auswahl des Standortes der Aquakultur, er muss sich für Zuchtfische eignen
  • Der Nachweis einer geringen Sterblichkeitsrate während der Zucht
  • Die Einhaltung der Wasserqualitiät, damit die Fische gute Lebensbedingungen haben
  • Der Einsatz von Antibiotika: Sie dürfen nur unter medizinischer Überwachung und nur für erkrankte Tiere angewendet werden
  • Vorschriften zur Behandlung von kranken Tieren

In den sogenannten Aquaculture Dialogs werden erste Vorschläge für jede Fischart individuell erarbeitet. Diese kommen in eine öffentliche Konsultationsrunde, wo sie von Wissenschaftlern, Tierschutzorganisationen und anderen Interessenten kommentiert werden. Heute gibt es bereits verabschiedete Standards für Fischarten wie Pangasius, Tilapia oder Muscheln, weitere Arten (Lachs, Krevetten, Forellen, Seriole etc.) werden folgen. Seit Herbst 2012 ist der Tilapia mit dem ASC-Label auf dem Markt. Als nächstes ist der Pangasius zu erwarten.  

Quelle: WWF

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