Montag, 17. Dezember 2012

Länger arbeiten mit Misik



Quelle: Youtube

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Tipps gegen den Perfektionismus

Perfektionisten setzen sich und ihre Umwelt unter Druck. Dabei sind Menschen, die Fehler machen, beruflich erfolgreicher. Wir zeigen zehn Tipps für Imperfektion. Tipps aus einem Wirtschaftsmagazin, die ganz allgemein für das Berufsleben gelten.
1. Behalten Sie das große Ganze im Auge.
Viele Perfektionisten verzetteln sich in vermeintlich wichtigen Details. Effekt: Das Projekt dauert länger, als es sollte, wird deshalb meist auch teurer als geplant, und die Sache wächst den Betroffenen schließlich über den Kopf. Konzentrieren Sie sich lieber vorrangig auf jene Punkte, die wirklich erfolgsentscheidend sind.
2. Analysieren Sie weniger.
Man kann Probleme durchaus überanalysieren. Auch das ist eine Form von Detailversessenheit. Oder von Aufschieberitis: Aus Angst, loslegen zu müssen und dann womöglich Fehler zu machen, wird immer weiter bedacht, geplant, diskutiert. Nichts gegen gute Planung, aber betrügen Sie sich dabei nicht selbst!
3. Seien Sie gnädig mit sich selbst.
Perfektionismus
Psychologen unterscheiden beim Perfektionismus zwei Haupttypen: Jene, die danach trachten perfekt zu sein, beziehungsweise Perfektes abzuliefern (perfektionistisches Streben) – und jene, die sich ständig sorgen, es könnte eben nicht perfekt sein (perfektionistische Besorgnis).
Entscheidend ist dabei gar nicht mal, dass sich die Betroffenen hohe individuelle Standards setzen, Werte wahren und gegenüber Fehlern streng und sensibel bleiben. Oft sind solche Menschen überdies noch gut organisiert, weshalb dies in der Wissenschaft auch "funktionaler Perfektionismus" genannt wird.
Ob der Drang zu Perfektion eine ungesunde Form erreicht hat, offenbart sich erst im Umgang mit Fehlern und Misserfolgen: Wenn ein kleiner Mangel im Geist zur Katastrophe mutiert.
Auswirkungen auf die Psyche
Perfektionisten sehen oft nur noch die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, denken in Schwarz-Weiß-Kategorien und sehen sich nur noch als Versager. Im Extrem kann dies auch mit Angst- und Zwangstörungen, sexuellen Funktionsstörungen sowie Depressionen einhergehen.
Viele Psychologen sehen die Ursache für den sogenannten dysfunktionalen Perfektionismus in früher Kindheit: Weil die Eltern an ihre Kinder hohe Maßstäbe gelegt und ihnen das Gefühl gegeben haben, nur etwas Wert zu sein, wenn sie diese Ansprüche erfüllen, haben die Sprösslinge nie gelernt, mit Fehlern konstruktiv umzugehen. Folge: Auch als Erwachsene versuchen diese Menschen die fehlende Wertschätzung durch Leistung auszugleichen.
Hören Sie auf, sich selbst zu zerfleischen, wenn etwas mal nicht geklappt hat wie erhofft. Laborieren Sie nicht an dem, was Sie eh nicht können, sondern stärken Sie Ihre Stärken. Chronische Selbstzweifel ziehen runter und machen Sie mit jedem Mal unsicherer.
4. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen.
Jeder kann etwas – und manche eben etwas mehr als andere. Talente sind nun mal ungleich verteilt. Ihre Aufgabe ist aber nicht, für Gerechtigkeit zu sorgen, sondern das Beste aus Ihren eigenen Begabungen zu machen.
5. Setzen Sie realistische Erwartungen.
Kein Mensch wird von Ihnen Wunder erwarten. Es reicht, dass Sie versuchen, Ihre Sache gut zu machen. Oft genügen bereits 80 Prozent vom Optimum, um sein Ziel zu erreichen.
6. Rechnen Sie damit, Fehler zu machen.
Kein Mensch ist unfehlbar. Und das ist sogar gut so: Aus unseren Fehlern lernen wir in aller Regel mehr als aus unseren Erfolgen. Sehen Sie diese also nicht als Feind an, sondern als Chance, über sich hinauszuwachsen. Oder gar auf diesem Weg unverhofft zu einem globalen Durchbruch zu gelangen. Sie erinnern sich: Auch Post-it-Klebezettel, Penicillin oder Viagra verdanken ihre Entdeckung Fehlern, Schlampereien und Mängeln.
7. Bitten Sie um Hilfe.
Keiner kann alles alleine schaffen. Es ist sogar eher ein Zeichen von Größe, seine eigenen Schwächen zu kennen und an eben jenen Punkten um Hilfe zu bitten, um den Nachteil durch einen wahren Experten auszugleichen.
8. Lernen Sie, mit Kritik umzugehen.
Es ist ein Irrglaube, dass Perfektion vor Kritik schützt. Notorische Nörgler finden immer etwas. Und was ist schon wirklich perfekt? Davon abgesehen: Es allen recht machen zu wollen wirkt wie Nervengift – erst vernebelt es, dann lähmt es. Wer es versucht, wird sich zwangsläufig verzetteln, verliert sein Ziel aus den Augen und opfert obendrein sein Rückgrat. Wer sich jedem Widerstand beugt, besitzt weder Standfestigkeit noch Durchsetzungskraft. So jemand wird andere nie anleiten: Er wird bereits geführt – von allen!
9. Entspannen Sie sich.
Bevor der Stress überhand nimmt, schenken Sie sich regelmäßig kleine Auszeiten. Perfektionisten neigen dazu, übermäßigen Druck aufzubauen – gegenüber sich oder ihrer Umwelt. Das sorgt nicht nur für graue Haare, es macht auch unsympathisch bis einsam.
10. Machen Sie es einfach.
Der Satz stimmt in seiner doppelten Bedeutung: Legen Sie endlich los – und verkomplizieren Sie die Dinge nicht unnötig. Der Feind alles Guten ist Perfektionismus!

Erschienen in der WirtschaftsWoche

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Montag, 10. Dezember 2012

Tipps für VA

Kursfreie Zeit (Sportferien)
  • Vom 11. bis 23. Februar 2013 finden wegen der Stadtzürcher Wintersportferien keine Kursabende statt
  • Das Lernfoyer ist in dieser Zeit ganz normal geöffnet, ein Schreiben an der Vertiefungsarbeit auf Computern der EB Zürich also weiterhin möglich
  • Der Kursleiter ist über Mail (guntram.rehsche@bluewin.ch) jederzeit erreichbar, Feedback auf Textteile oder Beantwortung von Fragen also schriftlich immer möglich
  • Ein ordentlicher Kursabend mit Begleitung im Lernfoyer und Termin bei der Kursleitung ist wieder möglich am Montag 25. Februar 2012

Recherche allgemein


  • Recherchen über Medienarchive wie:
    - Zeit Online (alle Artikel seit 1949 gratis!)
    - Süddeutsche Zeitung (alle Artikel seit 1992 gratis!)
    - Beobachter (alle Artikel gratis)
    -
    Neue Zürcher Zeitung (kein eigentliches Archiv - Stichworteingabe oben rechts führt zu
    elektronisch gespeicherten Artikeln - nur eine Auswahl aller veröffentlichten Artikel):
  • Recherchieren im Internet - siehe spezielle Homepage
  • Recherche Swissdox siehe unten
Verfassen der Arbeit
  • Bilder u.a. auch über Google laden (Button «Bild» oben links zu Stichwort anklicken)

Allgemeines

  • Arbeitsprotokoll regelmässig zu führen nicht vergessen
  • Themenbeschrieb wiederholt konsultieren - allfällige Veränderungen mit Kursleitung besprechen
  • Themenbeschrieb ist zusammen mit Arbeitsprotokoll gemeinsam mit der VA einzureichen
  • Abgabetermin für kopierte Arbeit in 2 (3) Exemplaren plus Arbeitsprotokoll und Themenbeschrieb ist Montag, 26. März 2012
  • xxx
Besuch Lernfoyer

  • ID für Bezug Computer sowie USB-Stick nicht vergessen
  • Esther Schreier jeweils anwesend Dienstag nachmittags, Mittwoch morgens
Computer Bedienung
  • Ordner Temp öffnen mit Doppelklick
  • gemeinsam mit für Aufruf der Vorlage
  • Vorlage umbenennen in
  • Regelmässiges Speichern nicht vergessen durch klicken auf Diskettensymbol oben links
  • Fusszeile verändern durch direktes Anklicken des entsprechenden Bereichs, retour durch Anklicken des normalen Textfelds
Recherche im Lernfoyer mit Swissdox:

  • Aufruf der Website http://digithek.ch (funktioniert nur auf Computern der EB Zürich)
  • Klicken auf gelbes Balkenfeld
  • Klicken auf , dann auf und schliesslich auf , um diesen auszuschalten
  • Wahl der Sprache Deutsch
  • Eingabe der / des Suchbegriffs in Suchfeld - allenfalls nur bestimmte Medien auswählen und diese abspeichern
  • Dann in Liste entweder öffnen von für reines Textdokument oder für gelayoutetes Dokument (ev. umgekehrt)
  • Drucken, kopieren oder als Word/pdf-Datei speichern


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Texte: Fehler und Tipps (2)

Die nachstehenden Beispiele entstammen der Textaufgabe im Rahmen der Zwischenprüfung vom 3. Dezember 2012 (siehe auch Auswertung der Textübung vom 5. November 2012). Wie damals gilt: Die folgenden Korrekturen und daraus abgeleiteten Tipps zu den in der Vorwoche verfassten Texten sind als Anregungen zu verstehen - nicht in jedem Fall gilt ein eindeutiges «richtig» oder «falsch». Sie sind fallweise Beispiele und stellen keine umfassende Korrektur dar.


Rechtschreibung
  • Geheimnis statt Geheimniss, Ergebnis statt Ergebniss - aber Kompromiss statt Kompromis - und in der Mehrzahl: Geheimnisse / Ergebnisse
  • ähnlich statt änlich
  • ....dass man nicht weiss statt weis
  • wir nehmen mal an - nicht mahl 
  • rät mir - nicht räht mir
  • prompt - nicht promt
  • erstaunen - nicht erstauhnen  
  • Kaffee - nicht Kaffe 
  • es war - nicht es wahr 
  • Label - nicht Lebel
  • bekannt - nicht bekannt
  • Diät - nicht Diet
  • sehr - nicht sher
  • unterschiedlich - nicht unterschidlich
  • Quittung - nicht Quitung
  • Überschwemmung - nicht Überschwämmung  
  • Beitritt - nicht Beitriet  
  • Schweiz - nicht Schweitz
  • das heisst - nicht das heist
  • weil - nicht weill
  • weniger - nicht wenniger  
  • Sauce - nicht Sosse (in Deutschland schon, aber dann mit Doppel-S) 
  • skizzieren - nicht skizziren
  • Masseneinwanderung - nicht massen Einwanderung
  • Zusammenarbeit - nicht zusammen Arbeit
  • Strafe - nicht Straffe      


Wortwahl 

  • schlussendlich ist Wortwiederholung in sich, besser: schliesslich oder endlich 
  • Arbeit wegnehmen statt abnehmen 


Gross- / Kleinschreibung, Interpunktion / Ein- und Mehrzahl
  • Die transparenz, die dinge, das exemplar, es spielt eine rolle, die artikel, ein beweis, zum beispiel, eine gewisse marke - wären allesamt gross zu schreiben!
  • Recht auf Ärztliche Behandlung - richtig: auf ärztliche Behandlung
  • Bindestriche am richtigen Ort (immer wo fehlendes Element: also Handels- und Arbeitsabkommen und nicht Handels und Arbeitsabkommen  
  • Komma setzen gemäss Sprachfluss - und im Prinzip vor oder nach jedem Nebensatz
  • in vielen anderen Ländern - nicht Länder
  • die meisten Leute - nicht Leuten
  • alle Versicherungen - nicht Versicherung
  • auf dem Existenzminimum - nicht im existenz Minimum



Formulierungen
  • Ich kaufte die Jacke über der Grenze in Deutschland - besser: jenseits der Grenze in Deutschland
  • Hauptgrund der obligatorischen Krankenversicherung - besser: Wichtigster Grund für die .... 



Allgemeines  
  • Wortwiederholungen vermeiden  
  • Beim Schreiben am Computer
    • Rechtschreibeprogramm der Text-Software für Schlussprüfung benutzen
    • bei kritischen Einzelfällen zb Wörterbuch-Websites wie Leo 

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Menschenrechte und Freihandel

Zurzeit verhandelt die Schweiz mit China über ein bilaterales Freihandelsabkommen (FHA). Die entwicklungspolitische Organisation Solidar Suisse befürchtet, dass das FHA zur Untergrabung international anerkannter menschen- und arbeitsrechtlicher Mindeststandards in China beitragen wird.

Am 10. Dezember ist der internationale Tag der Menschenrechte. Solidar Suisse ist gemäss der am Montag veröffentlichten Mitteilung der Meinung, dass ein Freihandelsabkommen mit China auch der Entwicklung und Respektierung der Menschenrechte dienen muss. Deshalb hat Solidar Suisse einen Sieben-Punkte-Plan aufgestellt, der die minimalen Anforderungen an ein Freihandelsabkommen aufzeigt: Zum Beispiel müssen die Zwangsarbeitslager in China geschlossen und die Gewerkschaftsfreiheit respektiert werden. Falls der Bundesrat nicht für die Verankerung der Menschen- und Arbeitsrechte sorgt, fordern wir das Parlament auf, das Freihandelsabkommen abzulehnen. Andernfalls empfiehlt Solidar Suisse seinen Trägerorganisationen, der SP Schweiz und den Gewerkschaften, das Referendum dagegen zu ergreifen.
 
Trotz Fortschritten in den letzten Jahren gibt es in China im internationalen Vergleich weiterhin erhebliche Defizite bei den Arbeitsstandards. Die vier Kernarbeitsnormen zu Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen sowie zu Zwangs- und Pflichtarbeit lehnt China noch immer ab. Die vier Kernarbeitsnormen gegen Kinderarbeit und Diskriminierung hat es zwar ratifiziert, setzt die entsprechenden Gesetze aber nur ungenügend um.

Zwangsarbeit ist weit verbreitet,
obschon sie einen krassen Verstoss gegen die Menschenrechte darstellt. Als verurteilte Häftlinge oder ohne gerichtliches Urteil und fernab jeder Rechtsstaatlichkeit werden Menschen in Arbeitslagern ausgebeutet; Misshandlungen sind oft an der Tagesordnung. Die chinesischen Gewerkschaften können die Aufgabe, die Arbeitsrechte durchzusetzen, nicht wahrnehmen: Zum einen sind sie nicht unabhängig, sondern zu Loyalität gegenüber der Kommunistischen Partei verpflichtet, zum anderen ist die Förderung der Wirtschaftsentwicklung eine ihrer zentralen Aufgaben, weshalb die Gewerkschaften eher die Arbeitgeberseite vertreten.


Solidar Suisse ist der Überzeugung, dass arbeitsrechtliche Mindeststandards die Wirtschaftsentwicklung positiv beeinflussen, da sie zu sozialer Gerechtigkeit, zum sozialen Frieden und damit zur Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Entwicklung beitragen. Nur eine nachhaltige Entwicklung, nicht jedoch eine auf kurzfristige Profite ausgerichtete Aussenwirtschaftspolitik, verdient es, über ein Freihandelsabkommen gefördert zu werden. Ein faires Arbeitsrecht sorgt für stabile Rahmen-bedingungen, faire Wettbewerbsbedingungen und ein wirtschaftliches Wachstum, das der ganzen Bevölkerung dient. Die EFTA hat die Relevanz arbeitsrechtlicher Normen für die wirtschaftliche Entwicklung anerkannt und diese in den Freihandelsabkommen mit Hongkong und Montenegro integriert. Solidar Suisse stellt sieben Forderungen:


1) Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China beinhaltet ein Nachhaltigkeitskapitel mit sozialen und ökologischen Bestimmungen.

 
2) Das Nachhaltigkeitskapitel stellt die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen (Gewerkschafts-freiheit; Verbot von Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierung) als arbeitsrechtliche Mindeststandards sicher. Darüber hinaus legt es weitere Standards auf Basis des Uno-Pakts 1 (Sozialrechte) verpflichtend fest.
 
3) Das Freihandelsabkommen garantiert die Freiheit und Unabhängigkeit der Gewerkschaften und sichert ihnen explizit das Recht zu, sich in internationalen Gewerkschaftsverbänden einbringen zu dürfen.
 
4) Das Abkommen stellt sicher, dass kein Freihandel erfolgt, solange nicht sämtliche Zwangs-arbeitslager geschlossen sind.
 
5) Eine tripartite Kommission überwacht die ausreichende Integration der arbeitsrechtlichen Belange sowie die Umsetzung des Freihandelsabkommens und leitet als Schweizer Kontaktstelle für Beschwerden bei Regelverletzungen Schritte ein, wie z.B. Sanktionen.
 
6) Bei der Verletzung der menschen- und arbeitsrechtlichen Standards des Nachhaltigkeitskapitels ist ein bilaterales Schiedsgerichtverfahren vorgesehen.
 
7) Das Freihandelsabkommen regelt verbindlich die Zusammenarbeit im Arbeitsbereich, insbesondere zum Arbeitsrecht und seiner rechtlichen Durchsetzung.
 
Das ausführliche Positionspapier von Solidar Suisse zum Freihandelsabkommen mit China findet sich hier.

Bild - Baustelle in Kuoming: Guntram Rehsche

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Montag, 3. Dezember 2012

Klimaschutz: Schweiz auf Rang «7»

Die deutsche Umweltorganisation Germanwatch hat ihren Klimaschutz-Index veröffentlicht. Während die ersten drei Ränge gar nicht erst vergeben werden, da kein Land eine solche Rangierung verdient, folgt Dänemark an 4. Stelle als bestklassiertes Land. Platz 7 (resp. viertbestes Land) ist sodann die Schweiz, dicht gefolgt von Deutschland - welches als beste Klimaschutznation der grossen Treibhausgasemittenten gilt. Fortschritte macht insbesondere China.

Es ist eine symbolische Geste: Wenn die Umweltschutzorganisation Germanwatch einmal jährlich ihren Klimaschutz-Index veröffentlicht, bleiben die ersten drei Plätze traditionell frei. Die Rangliste zeigt, wie sehr sich die Staaten der Welt beim Klimaschutz ins Zeug legen. Und weil nach Ansicht der Öko-Aktivisten kein Staat der Welt genug gegen die Erderwärmung tut, sind die Medaillenränge auch dieses Jahr unbesetzt. 


 Vergrössern mit Klick auf Tabelle! 

Am Montag hat die Organisation das aktuelle Ranking auf dem Klimagipfel in Doha vorgestellt. "In manchen Ländern gibt es positive Ansätze, bei den großen Emittenten passiert aber zu wenig", fasst Jan Burck von Germanwatch die Ergebnisse im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE zusammen. Auf den vorderen Rängen liegen mit Dänemark (Platz vier) und Schweden (Platz fünf) zwei alte Bekannte. Doch schon der nächste Staat auf der Liste überrascht auf den ersten Blick: Portugal hat sich im Ranking weit nach vorn geschoben, auf Platz sechs - und dann eben die Schweiz.

Portugals gute Rangierung liegt zum einen an der Wirtschafts- und Finanzkrise, die auch in anderen Problemländern wie Spanien, Italien, Irland und Griechenland zu einem Rückgang der Industrieproduktion - und damit auch der Emissionen - führte. Doch im Fall von Portugal lobt die Organisation zum anderen, dass die Regierung auch in schwierigen Zeiten an ihren Klimaschutz-Bemühungen festgehalten habe. 
Drastische Kritik unter den europäischen Ländern müssen sich dagegen die Niederlande (Platz 49) und Polen (Platz 44) gefallen lassen. Die Haltung Polens gilt auf dem Gipfel in Doha auch als entscheidender Grund dafür, dass die Europäische Union ihr CO2-Reduktionsziel bis zum Jahr 2020 nicht von 20 auf 30 Prozent anhebt - denn knapp 20 Prozent hat die Gemeinschaft schon jetzt erreicht. Deutschland ist im aktuellen Ranking um zwei Plätze abgerutscht und nun auf Platz acht zu finden. "Weltweit funktioniert Umweltschutz nur noch über den Ausbau an erneuerbaren Energien", sagte Umweltminister Peter Altmaier noch am Wochenende in einem Gastkommentar in der "Bild am Sonntag". Doch genau daran hakt es in der Praxis. Die deutsche Energiewende ist ins Stocken gekommen - auch durch Zankereien in der schwarz-gelben Koalition: "Die Regierung blockiert sich gegenseitig", klagt Jan Burck. Punktabzug gibt es für Deutschland auch bei der Energieeffizienz: "Da ist noch viel Luft nach oben." 

Im Detail werden für den Index folgende Bereiche ausgewertet:
  • Höhe der Emissionen (30% der Gesamtnote)
  • Entwicklung der Emissionen (30%)
  • Erneuerbare Energien (10%)
  • Energieeffizienz (10%)
  • Klimapolitik (20%)
Zu den positiven Überraschungen zählt Mexiko, das sich auf Rang 14 wiederfindet. Der große Gewinner sind in diesem Jahr allerdings die USA. Zwar liegen sie auf Platz 43 noch immer im hinteren Drittel der Liste, haben aber einen Sprung nach vorne gemacht, weil die CO2-Emissionen des Landes merklich gesunken sind. Das hat neben der Krise vor allem mit dem Erdgas aus unkonventionellen Quellen zu tun, das die amerikanischen Märkte seit einiger Zeit flutet. Weil durch den Gasboom die Energieerzeugung aus noch klimaschädlicherer Kohle zurückgegangen ist, haben sich die Emissionen bei der Verbrennung verbessert. Allerdings fehlen in den Statistiken die Klimagase, die direkt am Bohrloch anfallen - und diese Mengen können beträchtlich sein. Die Bewertung der USA ist also mit einiger Vorsicht zu genießen. Dennoch loben die Umweltschützer das Land ein wenig: "Die Lage ist nicht mehr ganz so schlecht wie unter der Bush-Regierung", heißt es, nicht zuletzt wegen massiver Investitionen von Bundesstaaten wie Kalifornien in erneuerbare Energien.

Auch im Fall von China (Platz 54) sieht man bei Germanwatch zumindest "einige Lichtblicke" - obwohl der Treibhausgas-Ausstoß des Landes von Rekord zu Rekord klettert. "Das Land steht am Scheideweg", sagt Burck. So habe es bei der Energieeffizienz immerhin leichte Verbesserungen gegeben. Die massiven chinesischen Investitionen in klimafreundliche Energietechnik spiegelten sich jedoch noch nicht in den Daten zum CO2-Ausstoß wieder.

Die letzten Plätze auf der Rangliste belegen Kanada (Platz 58), Kasachstan (Platz 59), Iran (Platz 60) und Saudi-Arabien (Platz 61). Die Länder sind für die Umweltschützer alte Bekannte, denn sie sind von ihren Ressourcenexporten abhängig und haben bisher wenig bis gar kein Interesse am Klimaschutz gezeigt. Immerhin hat Saudi-Arabien aber eine Investitionsstrategie für Erneuerbare Energien angekündigt. Gipfelgastgeber Katar taucht in der Liste wegen "methodischer Schwierigkeiten" nicht auf, hätte aber wegen der höchsten CO2-Pro-Kopf-Emissionen der Welt kaum Chancen auf vordere Plätze.

Insgesamt ist das Urteil der Umweltschützer klar: Kein Land der Welt tut genug, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern. Umweltminister Altmaier sieht das offenbar auch so: "Es fehlt allerorten an politischem Willen und an öffentlicher Unterstützung", klagte er in seinem Kommentar. Was das bedeutet, haben die Forscher des Global Carbon Project gerade im Fachjournal "Nature Climate Change" vorgerechnet: Allein zwischen 1990 und 2011 ist der globale CO2-Ausstoß demnach um 54 Prozent gestiegen. Mit dem für 2012 prognostizierten weiteren Plus ergibt sich sogar ein Zuwachs um insgesamt 58 Prozent. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnte das zu einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen um bis zu fünf Grad führen, warnen die Forscher. Corinne Le Quéré vom britischen Tyndall Centre for Climate Change ist eine der Autorinnen der Studie. Sie klagt: "Angesichts der steigenden Emissionen könnte man meinen, dass niemand auf die gesamte Gemeinschaft der Wissenschaftler hört."

Quelle: Spiegel 3. Dezember 2012

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Montag, 26. November 2012

Luxusprodukte oft Mogelpackung

Kassensturz vom 13.11.2012

Edle Zutaten – sorgfältig verarbeitet. So preisen Detailhändler ihre Premium-Produkte an. «Kassensturz» deckt auf: Angebote von Coop Fine-Food- und Migros-Sélection sind zwar viel teurer, dahinter stecken jedoch oft banale Massenprodukte. 

Im Schattenreich der Jade-Zocker


SparerInnen jammern über niedrige Zinsen und bröckelnde Börsen. Doch ein Blick nach China zeigt: Es geht noch viel schlimmer. Dort stürzen sich Sparer inzwischen sogar auf wertlose Steine, um ihre Ersparnisse irgendwie anzulegen.
 
Eine Gasse auf dem Panjiayuan-Markt in Peking. Händler haben auf Decken erdfarbene und graue Steine ausgebreitet. Dutzende Menschen drängen sich um die kleinen Stände. Mittendrin hockt Li Pan, dreht die Steine in seinen Händen und beleuchtet ihre Oberfläche mit einer Taschenlampe. Manchmal glitzert unter dem Lichtkegel ein dunkles Grün. Du Shi nennen die Chinesen die kleinen Findlinge - Zockersteine. Diese könnten in ihrem Inneren viel Jade bergen, locken Händler die Kunden. Der Edelstein, dem heilende Kräfte nachgesagt werden, ist in China so begehrt wie in Europa Gold. Das Feilschen mit den Du Shi gibt es seit Jahrhunderten. Doch seit kurzem erlebt es einen Boom. 

In China existiert derzeit kein attraktiveres Spekulationsobjekt als Jade. Der Preis für die beliebte Sorte Hetian hat sich seit 2006 verdreißigfacht - von einer Million auf zuletzt bis zu 30 Millionen Yuan pro Kilogramm. Auch andere Sorten sind so teuer wie nie. Entsprechend groß ist die Gier der Zocker. "Ein Schnitt, und du weißt, ob du die Hosen eines Bettlers trägst oder die eines reichen Manns", zitiert Li eine alte Redensart.

Li leitet ein Architekturbüro, er trägt auch auf dem Straßenmarkt einen Anzug. Von Jade hat er wenig Ahnung, dennoch kauft er lieber Zockersteine als Aktien. "Es gibt kaum Möglichkeiten, profitabel zu investieren", sagt er. "Da kann ich auch zocken." Er wiegt einen großen Stein in der Hand und kauft ihn für umgerechnet 250 Euro. Es gibt viele Chinesen, die wie Li denken. 300 Millionen Menschen im Land gehören laut CNN Money inzwischen zur Mittelschicht. Die Chinesen können immer mehr Geld anlegen - doch die wenigsten wissen, wohin damit.

AnlegerInnen in Europa klagen derzeit über niedrige Zinsen. Aber verglichen mit den Chinesen leben sie im Paradies. In der Volksrepublik ist viel Geld in einem Finanzsystem gefangen, das seine Bürger zu Zockerei und kriminellen Winkelzügen verführt. Die Zinsen für Sparkonten sind bescheiden. Wer sein Geld für ein Jahr fest anlegt, bekommt rund drei Prozent Rendite. Die offizielle Inflationsrate lag im Oktober bei 1,7 Prozent, doch inoffizielle Schätzungen gehen von einer höheren Teuerung aus. "Man muss sein Geld schon mehrere Jahre auf dem Konto bunkern, um über der Inflationsrate zu liegen", sagt Peter Lundgreen vom Investmentberater Lundgreen's Capital. "Das kann sich kaum ein Kleinanleger leisten."

Alternativen sind rar. Die Kurse an der Börse in Shanghai sind seit 2007 um rund 70 Prozent eingebrochen. Nur abgebrühte Anleger kaufen noch Aktien. Aber die Möglichkeiten sind begrenzt: Wetten auf schwankende Wechselkursen sind verboten, ebenso Investitionen in Optionsscheine. Wer dennoch in diesen Märkten aktiv sein will, muss sein Geld mit Hilfe von Schattenbanken aus dem Land schleusen.
 
Lange Zeit waren Immobilien das bevorzugte Investitionsobjekt der Chinesen. Der Quadratmeterpreis betrug 2006 im nationalen Durchschnitt 3343 Yuan (umgerechnet rund 420 Euro), 2010 waren es schon 5393 Yuan. Wer ein Haus kaufte, dem schien eine satte Rendite sicher. Doch seit 2010 kämpft die Regierung gegen die Immobilienblase an. Sie hat die Regeln zum Häuserkauf verschärft. Die meisten Anleger dürfen maximal zwei Immobilien kaufen. Wer mehr will, bricht bisweilen das Gesetz. Mitte Oktober kam heraus, dass ein hochrangiger Offizier aus der Guangdong-Provinz 22 Häuser kaufte, indem er Onkel, Tanten, Oma, Opa oder Freunde als Besitzer eintragen ließ.

Die meisten Anleger aber halten sich an die neuen Regeln - was die Nachfrage drückt. 2011 fielen die Häuserpreise im nationalen Durchschnitt leicht, auf 5380 Yuan pro Quadratmeter. Auch 2012 stagnierten die Preise bis zum dritten Quartal. Darum suchen reiche Anleger nach neuen Möglichkeiten, etwa Kunst. 2011 war das Jahr, in dem ein chinesischer Landschaftsmaler Pablo Picasso entthronte. Zwar kennen nur wenige im Westen den Künstler Zhang Daqian. Doch blätterten Investoren allein im Jahr 2011 insgesamt gut 507 Millionen Dollar für seine Werke hin, rund 200 Millionen mehr, als in diesem Zeitraum für Picasso-Bilder gezahlt wurde. Allein Zhangs Bild "Lotus und Mandarin-Enten", ein Arrangement aus roten Blüten und schwarzen Blättern, war einem chinesischen Bieter 24,5 Millionen Dollar wert.

Wem Kunstspekulation nicht liegt, der verdingt sich bisweilen als Kredithai. Der Bedarf nach halblegalen Darlehen ist groß, weil chinesische Banken ihr Geld bevorzugt staatlichen Unternehmen leihen; dort ist das Ausfallrisiko am geringsten. Kleine Firmen und Privatinvestoren dagegen leihen sich oft auf dem grauen Kreditmarkt Geld - zu Zinsen von bis zu 30 Prozent. Ein lukratives Geschäft für wohlhabende Chinesen.Nach Meinung des Investmentberaters Lundgreen ist die Ursache für die Probleme klar. "Das chinesische Finanzsystem ist an vielen Stellen zu unflexibel", sagt er. "Es kann die großen Mengen Anlegerkapital nicht aufnehmen." Die Kommunistische Partei sei sich bewusst, dass das den Aufschwung bremse. Doch sehe sie in dem bestehenden System auch Vorteile. "Die Partei ist Eigentümerin der vier größten Banken", sagt Lundgreen. "Sie kontrolliert die Geldströme, und sie tut sich schwer, diese Kontrolle abzugeben."

Die Spekulation dürfte also weitergehen. Und mit ihr die Jade-Zockerei. Hobby-Zocker Li Pan geht vom Panjiayuan-Markt direkt in einen Laden, um seinen 250-Euro-Stein zu verkaufen. Doch der Händler klopft ihm nur tröstend auf die Schulter. "Du hast für heute genug Geld verloren", sagte er. "Ich werde deinen Stein nicht auch noch aufschneiden und dafür eine Gebühr verlangen. Man hat dich übers Ohr gehauen." Der Jade-Markt sei leergekauft, sagte der Mann. Man müsse weit reisen, um noch an gute Ware zu kommen. Auf dem ganzen Panjiayuan-Markt findet sich wohl kein einziger wertvoller Stein mehr.

Quelle: Spiegel Online 26.11.12 (mit Bildstrecke)

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Sonntag, 25. November 2012

Umstrittene Schuld des Regierungsrats

Die heutigen Regierungsräte bestreiten eine Mitverantwortung am Milliardendebakel der kantonalen Vorsorgekasse. Die Fakten lassen Zweifel aufkommen.
Die Zürcher Kantonsregierung nahm Stellung: Markus Kägi (SVP - Regierungspräsident und Baudirektor) und Ursula Gut (FDP - Finanzdirektorin) weisen die Vorwürfe in Zusammenhang mit dem Korruptionsfall BVK zurück (Bild Keystone).

Am Montag diskutiert der Kantonsrat über den Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zum Korruptionsfall BVK, der Personalvorsorgeeinrichtung des Kantons Zürich. Streitpunkt ist, ob der Korruptionsfall wirklich zu einem Milliardenschaden geführt hat und ob der Regierungsrat damit eine Mitverantwortung für den schlechten finanziellen Zustand der kantonalen Pensionskasse hat. Die heutigen Regierungsräte, allen voran die Finanzdirektorin Ursula Gut, bestreiten dies vehement.

Grundlage für den PUK-Bericht ist ein Gutachten des Pensionskassenexperten von PPCmetrics, der von einem Schaden von 0,5 bis 1,5 Milliarden Franken spricht. Der zentrale Vorwurf ist, dass die Kasse mit regierungsrätlicher Deckung eine viel zu risikoreiche Strategie fuhr in der Hoffnung, die ungenügende Finanzierung mit Börsengewinnen auszugleichen. Begründet wird dieser Vorwurf mit einem Gutachten von Ecofin, das am 13. Dezember 2004 zum Schluss kam: Ausgehend von den üblichen Renditen, «müsste die BVK eine zu aggressive Anlagestrategie verfolgen», wenn sie sich «einzig über die Anlageerträge» sanieren wolle.

Gemessen an der Risikofähigkeit der Kasse hielt Ecofin eine Aktienquote von 25 Prozent für vertretbar und forderte eine rasche Sanierung der Kasse, ansonsten gebe es eine «grosse Gefahr einer Verschlechterung der finanziellen Lage». Gemacht wurde aber das Gegenteil: Die Quote von Aktien und aktienartigen Risikopapieren wurde heraufgefahren, bis sie 2007 bei 44,5 Prozent lag. Teilweise wurden die Risikopapiere in anderen Anlagekategorien versteckt (siehe Tabelle).
Dass das eigentlich nicht ging, war allen bekannt, schreiben doch die Revisoren in ihrem Jahresbericht 2004 Folgendes: «Aufgrund der Unterdeckung ist die Risikofähigkeit zwar ungenügend, aber es besteht eine Staatsgarantie für die BVK.» Als die Arbeitnehmervertreter Arialdo Pulcini und Markus Schneider im Anlageausschuss der BVK dies Ende 2007 monierten, wurden sie von Regierungsrätin Gut gemassregelt.

Bis heute wird um die zu hohe Risikoquote gestritten, trotz des PUK-Berichts und des Gutachtens von PPCmetrics. So schrieb Guts Pressesprecher Roger Keller nach einem Interview des «Tages-Anzeigers» mit Arialdo Pulcini: «Diese Aussage ist eindeutig falsch und muss korrigiert werden, weil sie sich nicht auf aktienartige Anlagen bezog. Das erwarten wir, mitsamt einer Erwähnung der richtigen Zahl von 28,7 Prozent und einem Hinweis, dass die dazugehörige Anschuldigung falsch ist.» Pulcini spricht von mangelnder Einsicht.

Dass man eine risikoreiche Anlagestrategie fuhr, hatte für den damaligen Anlagechef Daniel Gloor den Vorteil, dass er seinen Freunden Aufträge zuhalten konnte. So ging etwa die Verwaltung der Aktien an die Argus Finanz von Alfred Castelberg. Da wurde unter Verletzung des Anlagereglements auf eine Offerte verzichtet, trotz eines Startvolumens von 1,8 Milliarden Franken. Es gab keinen bewilligten Antrag an den Regierungsrat. Auch das war eine Verletzung des Anlagereglements. Es gab eine mündliche Vereinbarung zur Entschädigung – eindeutig praxiswidrig und nicht entsprechend dem Anlagereglement, sagt PPCmetrics. Es wurde aktiv gehandelt statt passiv verwaltet – auch eine Verletzung des Anlagereglements, aber gut für Castelberg, weil er so mehr Courtagen verdiente. Es gab Retrozessionen, die nicht marktkonform waren, die Handelskommissionen waren unverhältnismässig hoch, und das Ergebnis war schlecht: Die Differenz zum Benchmark 2003 bis 2010 liegt bei 70 Millionen Franken.

Ähnliches passierte bei der Vergabe des Hedgefonds-Mandats an die DL Investmentpartners. Es ging um Investitionen von 1,7 Milliarden Franken. Das Auswahlverfahren war nicht protokolliert, es gab keine Bewilligung der Finanzdirektion – wiederum eine Verletzung des Anlagereglements. Angefangen hat dieses Mandat noch unter Regierungsrat Christian Huber, der davon wusste, aber nichts unternahm, obwohl das Anlagereglement verletzt wurde.

Christian Huber hatte nach einer Sitzung vom 22. April 2005 auch Kenntnis von der Investition in den Tradex-Fonds, ein äusserst risikoreicher Hedgefonds, der auf null abgeschrieben werden musste. Nachgewiesen ist, dass für die Vergabe dieser und anderer Aufträge 1,7 Millionen Franken Bestechungsgelder flossen. Aber das ist nicht alles. Die Ergebnisse der Investitionen in Hedgefonds und Private-Equity-Anlagen waren sehr schlecht. Man verlor Hunderte von Millionen Franken. Die Verluste waren viel grösser als bei vergleichbaren Kassen. Ob und wie dies gerichtlich aufgearbeitet werden soll, darum dreht sich die Kantonsratsdebatte. 

Quelle: Tages-Anzeiger 26.11.12

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Montag, 19. November 2012

Erneuerbare Energien sind angekommen

Die erneuerbaren Energien sind endgültig in der Schweiz angekommen. Das markierte nicht zuletzt der erste Nationale Kongress zum Thema, der am vergangenen Freitag gegen 400 Fachleute und Interessierte im Berner Wankdorf-Stadion zusammenführte. Organisiert durch die unabhängige Agentur für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien (AEE) zeigten VertreterInnen von Wirtschaft und Politik, dass die Energiewende eigentlich noch vor der Atomkatastrophe von Fukushima ihren Anfang nahm.

Für die Kantone sprach die Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer (siehe Bild links) und verwies darauf, dass der Kanton Bern ein Szenarion für den Atomausstieg bereits im Jahr 2006 formuliert hatte – womit der Kanton noch vor dem Bund im Jahre darauf erstmals zumindest in einem Szenario die Möglichkeit des Aus- und eines Umstiegs skizzierte. Es sieht unter anderem vor, bis ins jahr 2035 die Wärmebedürfnisse zu 70, den Strombedarf gar zu 80 Prozent mit Erneuerbaren Energien zu decken. Die letzten beissen die Hunde, ist man versucht zu schreiben, wenn man an die Worte des Stadtberner Gemeinderats Reto Nause erinnert, der die bisweilen noch mangelhafte Unterstützung für den ganz konkreten Ausstieg seitens der übergeordneten Behörden von Bund und Kantonen beklagte. Wobei er Bern explizit ausnahm. Erinnert werden kann da aber an die Stadt Zürich, deren 2000-Watt-Strategie beim Kanton bislang eher misstrauisch beäugt – und schon gar nicht von einem Atomausstiegsszenario unterstützt – wird. Nause erinnerte auch daran, dass sich die Atomkraftwerke hierzulande letztlich immer noch im Besitze der Kantone befinden – die dann allerdings auch die Kosten des Ausstiegs tragen.

Das Berner Wankdorfstadion mit seiner breiten Mantelnutzung beherbergte den ersten Nationalen Kongress der Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Verborgen blieb dabei, was sich auf dem Stadiondach auch befindet: eine der grössten Photovoltaikanlagen der Schweiz mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt oder dem Potenzial, mehr als 300 Haushalte mit Solarstrom zu versorgen.







Im laufenden Jahr ist die Energiewende nun also wirklich zum breiten Thema geworden hierzulande. Auf allen Ebenen der föderalistisch aufgebauten Willensnation Schweiz sind namhafte Exponenten der Politik daran, den Erneuerbaren zum Durchbruch zu verhelfen. Zuoberst das Bundesamt für Energie, welches unter Führung von Bundesrätin Doris Leuthard einen – wenn auch noch vielseitig umstrittenen – Weg zur Wende hin zu den Erneuerbaren in der Energiestrategie 2050 aufzeigt (siehe Solarmedia vom ). Amtsdirektor Walter Steinmann wies die KongressteilnehmerInnen auf die Pfeiler dieser Strategie hin: Mehr Effizienz, vor allem mehr Erneuerbare Energien und die Deckung eines allfälligen Restbedarfs durch Stromimporte oder einzelne grosse Gaskraftwerke.

Die allzuhäufig vergessene Effizienz, also neben dem Sparen der Einsatz von Geräten und Technologien, die gleiche Leistung mit weniger Ressourcen erbringen, steht für Steinmann gar im Vordergrund. Sie ist schnell zu realisieren, bringt auch finanzielle Einsparungen und ist in erster Linie im Gebäudebereich viel versprechend. Denn der ist für 46 Prozent, also fast die Hälfte, des Gesamtenergieverbrauchs der Schweiz verantwortlich. Und bei einem Gebäudebestand von rund 1,64 Millionen Einheiten gibt es wahrlich viel Arbeit – in erster Linie für das heimische Gewerbe. Und wer industrieseitig mitzieht, wird von Abgaben wie der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) befreit. So will es zumindest die Energiestrategie 2050, wenn sie denn das Parlament akzeptiert und ohne ein Referendum über die Runden kommt.

In einer energiepolitischen Diskussion bekannte sich Nationalrat Bastien Girod (Bild rechts) von der Grünen Partei dazu, keine Frontalopposition gegen neue Anlagen irgendwelcher Art zu üben. Vielmehr gebe es genügend technische Lösungen bei Konflikten mit den Anliegen des Umweltschutzes – etwa Sensoren, die Windräder abschalten, wenn ein Vogelschwarm im Anflug sei. Roger Nordmann, SP-Nationalrat und Präsident des Fachverbands Swissolar (Bild links) brachte seine Vorstellungen von der Energiewende auf einen klaren Punkt – der Deckel müsse weg insbesondere für die Förderung der Photovoltaik, also der direkten Stromerzeugung durch Solarzellen.

Diese Forderung deckt sich gut mit einem Gesamtkonzept für die Schweizer Stromversorgung, das auf die Säulen Wasserkraft- und Sonnenlicht aufbaut. Nordmann zeigte zusammen mit dem Meteorologen Jan Remund von Meteotest  in einer unlängst veröffentlichten Studie, dass ein Szenario, das den Atomstrom zu 70% durch Solarenergie ersetzt, realistisch und möglich ist, ohne die Versorgungssicherheit im Winter zu gefährden, sofern die übrigen 30% durch Windkraft und Biomasse gedeckt werden. Der zusätzliche Speicherbedarf für das Winterhalbjahr bleibe moderat, da sich die Sonnenenergie und die Produktion der Laufwasserkraftwerke in der saisonalen Variabilität gut ergänzen. Im Gegensatz zur Wasserkraft ist die Produktion der Photovoltaik im Februar, März und April sehr hoch, sodass die hydroelektrische Produktionskapazität der Stauwerke auf die Wintermonate konzentriert werden kann.

Konkret könnten gemäss der Studie Mühleberg, Beznau 1 + 2 sowie Gösgen mit einer nur mässigen Steigerung des Speichervermögens (+ 15%) oder des Stromhandels mit dem Ausland (+ 20%) stillgelegt werden. Dabei würde der Anteil des Solarstroms am Gesamtverbrauch bei 19% liegen (12 TWh). Für den Ersatz von Leibstadt mit denselben Massnahmen und für die Erreichung von 18 TWh Solarstrom muss entweder der Ein- und Ausfuhrsaldo um 50% erhöht, die Speicherkapazität um 30% aufgestockt oder eine moderate Unterstützung durch fossile Energieträger mithilfe der Wärmekraftkoppelung (2.5 TWh Strom/Jahr) in Betracht gezogen werden.

Neue Links zur Energiedebatte:
-       Energiestrategie des Bundes: www.energiestrategie2050.ch
-       Praxisbeispiele für Projekte mit Erneuerbarer Energie: www.hier-ist-energie.ch
-       Studie zu Zusammenhang Ausbau Speicherkraftwerke – Photovoltaik: www.roger-nordmann.ch/articles/2012.10.21_Swissolar_Rapport_Remund-Nordmann_PV_D.pdf
-       Referatsunterlagen zum 1. Nationalen Kongress der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz: www.aee-kongress.ch/referate

© Solarmedia Text und Bild

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Mittwoch, 14. November 2012

Ökologischer Fussabdruck preiswürdig

Der Basler Mathis Wackernagel hat Formeln entwickelt, mit denen wir unseren Ressourcenverbrauch berechnen können. Inzwischen lebt er in den USA – und knüpft Verbindungen zu den Mächtigen dieser Welt.

Es war ein intensives Wochenende für Mathis Wackernagel. Am Freitagabend erhielt er in Vaduz (FL) den Grossen Binding-Preis als Anerkennung für die gesellschaftliche und umweltpolitische Bedeutung seiner Erfindung, des ökologischen Fussabdrucks. Kuratoriumsmitglied Martin Boesch, der die Laudatio hielt, sagte, das Konzept werbe nicht nur weltweit um Nachhaltigkeit, «sondern entwickelt auch eine dramatische mediale Breitenwirkung und löst dadurch umweltpolitische Weichenstel­lungen aus». Der Binding-Preis ist mit 50'000 Franken dotiert. Er kommt nur zehn Tage nach dem mit 300'000 Franken ausgestatteten Blue Planet Prize, dem renommiertesten Wissenschaftspreis im Umfeld Nachhaltigkeit, den Wackernagel in Japan entgegennehmen durfte.

Der ökologische Fussabdruck, von Wackernagel zusammen mit dem Kanadier William Rees, seinem Doktorvater an der University of British Columbia in Vancouver, ins Leben gerufen, zeigt, wie sehr wir über unsere Verhältnisse leben. Wie viele Schweizen – als Mehrzahl von der einen Schweiz, die wir zur Verfügung haben – müsste es geben, um all das, was wir von der Natur brauchen, zu regenerieren? (Aktuell sind es vier.) «Das war damals unser grosser Trick», sagt Wackernagel. «Wir berechneten nicht irgendwelche hypothetischen Zahlen, wie viele Menschen in der Schweiz leben können. Wir fragten: Wie gross müsste die Schweiz sein, um ihre Bewohner, so wie sie heute leben, versorgen zu können.»

Daraus hat sich seit den Anfängen 1989 eine weltweit anerkannte Methode entwickelt. In gut einem Dutzend Ländern rund um den Globus ist die Berechnung des ökologischen Fussabdrucks von Regierungsinstitutionen verifiziert worden. Das Schweizer Bundesamt für Statistik beispielsweise publiziert Jahr für Jahr unseren Fussabdruck. «Die Interpretation ist der nächste Schritt», sagt Wackernagel. «Zusammen mit den Verantwortlichen dieser Länder wollen wir herausfinden, was dies für die Zukunft heisst. Wir fragen: Was bedeuten diese Ressourcentrends für den Wirtschaftsstandort Schweiz? Wie kann der Trend in die richtige Richtung gekehrt werden?»
Der Klimawandel, sagt Wacker­nagel, sei nicht das Problem. Erosion, Wasserknappheit, Versteppung und Überfischung auch nicht. «Dies sind alles nur Symptome für ein alles beherrschendes Thema: Wir brauchen mehr, als die Erde auf Dauer geben kann.»

Mathis Wackernagel ist heute weltweit in Lehre und Forschung tätig, zeitweise als Professor an der Cornell University in Ithaca, New York. Und vor allem knüpft er Verbindungen in die Schaltzentralen der Macht: zu den Regierungen und den Zentralbanken. Die Entscheidungsträger sollen erkennen, welche Konsequenzen es hat, wenn ein Land jahrelang seine Ressourcen ausbeutet. Die Wirtschaftskrise in Griechenland, Portugal, Italien, Spanien – Wackernagel bringt sie in engen Zusammenhang mit dem viel zu grossen Fussabdruck dieser Länder. Ein ETH-Ingenieur, der zum grünen Träumer wurde, auf den aber niemand hört? Die US-Wirtschaftsagentur Bloomberg, die über 300'000 Analysten weltweit mit Daten und Kennzahlen beliefert, übernimmt nun auch den ökologischen Fussabdruck in ihre Bulletins. Denn mit Füssen verhält es sich so: Sie gehen Schritt für Schritt vorwärts. 

Quelle: TA-Online / Basler Zeitung

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Dienstag, 13. November 2012

So war Energiewende nicht gemeint!

10vor10 vom 12.11.2012  
Die Energiewende verschafft einem altbewährten Energieträger ein Comeback - der Braunkohle. Innerhalb von zehn Jahren ist der Kohleverbrauch weltweit um 57 Prozent angestiegen. Braunkohle ist der klimaschädlichste aller Energieträger. «10vor10» hat mit Energieexperten gesprochen und zeigt: Schweizer Stromkonzerne verdienen mit.

Quelle: SF 10 vor 10 / 12. November 2012

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Montag, 12. November 2012

Noch mehr CO2 durch WKK

Fossile Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) sind CO2-Schleudern. Trotzdem forciert Energieministerin Doris Leuthard deren Ausbau. Gegen den Plan formiert sich Widerstand.

Gegen 1 Million Tonnen CO2: Diese Menge an Treibhausgasen wird 2050 in der Schweiz pro Jahr zusätzlich in die Luft entweichen, sofern Doris Leuthards (CVP) Plan aufgeht. Um den Atomausstieg zu schaffen, will die Energieministerin fossile Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlagen (WKK) finanziell unterstützen. Zum Vergleich: Der Ausstoss in der Schweiz beläuft sich derzeit auf 38 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. 

WKK sind dezentrale, fossil oder teilweise fossil befeuerte Anlagen, die künftig einen «wesentlichen Beitrag» an die Netzstabilität und die Versorgungssicherheit leisten sollen; dies geht aus dem Bericht des Bundesrats zur Energiestrategie 2050 hervor. In der Basler Gemeinde Riehen liefert zum Beispiel ein mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk Strom für 2700 Haushalte und Fernwärme für 430 Ein- und Mehrfamilienhäuser. Vor allem im Winterhalbjahr liefern WKK-Anlagen gleichzeitig Wärme und Strom und können laut Bericht die reduzierte Stromproduktion aus Sonne und Wasserkraft kompensieren. 

Damit setzt Leuthard nebst Gaskraftwerken – ihre Fachleute im Bundesamt für Energie (BFE) rechnen bis 2035 mit vier grossen Anlagen – auf eine weitere Form fossiler Stromproduktion. Heute liefern WKK-Anlagen 2 Terawattstunden (TWh) Strom – also etwa 3 Prozent des Gesamtverbrauchs in der Schweiz. Die BFE-Experten halten einen Zubau von weiteren 2 TWh bis 2025 und 3,4 bis 2050 für realistisch.

Damit der Bau von WKK-Anlagen in Schwung kommt, will Leuthard ein Fördersystem schaffen – mit Geld als Anreiz. Als Leitplanke dient die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), mit welcher der Bund die Produktion erneuerbarer Energien ankurbelt. Heute liegt der gesetzlich festgelegte Maximalbetrag in der KEV bei rund 210 Millionen Franken. Weil der Bundesrat dieses Instrument im Zug der Energiewende weiter stärken will, steigt der Förderbetrag bis 2040 auf maximal 840 Millionen Franken. Leuthards Plan sieht nun vor, das WKK-Fördersystem mit höchstens einem Drittel dieses Betrags zu alimentieren. Damit könnte die fossile Stromerzeugung mit dreistelligen Millionenbeträgen subventioniert werden. Von diesem Geld profitieren sollen die Betreiber der WKK-Anlagen. Deren Strom, so die Idee, müssen die Netzbetreiber zu einem höheren Preis abnehmen. 

Leuthards Vorschlag befindet sich mit dem Rest ihres Energiepakets in der Vernehmlassung, die bis Ende Januar dauert. Wie sich zeigt, formiert sich von verschiedenen Seiten her Widerstand. Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) wehrt sich gegen diese «einseitige Förderung», wie Geschäftsleitungsmitglied Stefan Muster sagt. «Der Markt muss entscheiden, was sich durchsetzt.» Deshalb müssten für alle Arten der Energieerzeugung die gleichen Rahmenbedingungen gelten.

Kritik kommt auch von der Umweltallianz, einem Zusammenschluss von Greenpeace, Pro Natura, VCS und WWF. Sie spricht von einer «massiven Subventionierung» fossilen Energieverbrauchs. «Mit diesem Vorschlag wird der Einsatz erneuerbarer Energien konkurrenziert und die angestrebte CO2-Reduktion in der Schweiz behindert», sagt WWF-Klimaexperte Patrick Hofstetter. Die Netzstabilität sei durch den grossen Wasserkraftpark sichergestellt, die Versorgungssicherheit sei primär eine Frage des geschickten Strommanagements.

Betreiber von WKK-Anlagen müssen gemäss Leuthards Plan keine CO2-Abgabe entrichten, dafür die CO2-Emissionen kompensieren. Inwieweit dies geschehen wird, ist umstritten. Denn als Kompensationsleistung dürfen die Anlagenbetreiber den Ersatz von alten fossilen Heizkesseln anrechnen. Hofstetter kritisiert dies, weil ein Teil dieser Kessel heute oder in Zukunft sowieso durch CO2-freie oder zumindest -ärmere Alternativen ersetzt werde – eine Problematik, die von anderen, ausländischen Kompensationsprojekten bekannt ist.

Das Bundesamt für Energie entgegnet, die Heizkessel-Frage werde «im Detail im Vollzug» geregelt. Dass die Förderung fossiler Stromerzeugung die Energiewende gefährdet, bestreitet das BFE: «Unsere Strategie orientiert sich an den langfristigen energie- und klimapolitischen Zielen des Bundesrats», sagt Sprecher Matthieu Buchs. Die fossilen und teilfossilen WKK-Anlagen sieht das BFE als Ergänzung zur unregelmässigen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. «Nicht als Konkurrenz», wie Buchs sagt. Der Bundesrat stelle strenge Rahmenbedingungen für die Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlagen auf. So sollen nur grosse Anlagen mit einem Heizwert von über 350 Kilowatt in den Genuss von finanziellen Mitteln kommen, und zwar ausschliesslich da, wo bereits heute vor Ort Wärme benötigt wird. Kleine WKK-Anlagen sind vom Fördersystem ausgeschlossen.
WWF-Experte Hofstetter fordert, der Bund dürfe nur WKK-Anlagen mit erneuerbaren Energieträgern finanziell fördern. Doch dies ist nicht geplant. Anlagen, die zum Beispiel mit Biogas laufen, sollen kein Geld aus dem neuen Topf erhalten. Diese würden in der Regel durch die Einspeisevergütung unterstützt, sagt Buchs. Allerdings, so zeigt sich, stehen derzeit mehr als 21'000 Ökostrom-Projekte auf der KEV-Warteliste. Wann sie realisiert werden können, ist ungewiss.

Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) begrüsst zwar, dass der Bund die Bedeutung von WKK erkannt habe. Die exklusive Fokussierung auf grosse Anlagen hält er aber für verfehlt. Die gemeinsame Produktion und Nutzung von Strom und Wärme sei generell wünschenswert, allerdings ohne die Leistungsgrösse einer Anlage zu begrenzen, wie Sprecher Daniel Bächtold betont. Dies umso mehr, als das vorgeschlagene Fördermodell einen «übermässigen bürokratischen Aufwand» erfordere. Dies sehen auch die Stadtwerk-Kooperation Swisspower sowie der Städte- und Gemeindeverband so. Sie haben mit dem VSG nun eine Allianz gebildet, um in Bern ihrer Forderung «Nachdruck zu verleihen». 

Quelle: Tages-Anzeiger 12. November 2012

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Montag, 5. November 2012

Texte: Fehler und Tipps

Die folgenden Korrekturen und daraus abgeleiteten Tipps zu den in der Vorwoche verfassten Texten sind als Anregungen zu verstehen - nicht in jedem Fall gilt ein eindeutiges «richtig» oder «falsch». Sie sind fallweise Beispiele und stellen keine umfassende Korrektur dar.  


Rechtschreibung
  • Eigene Sesionale Gerichte - richtig: Eigene saisonale Gerichte
  • Die Wildgerichen werden meistens im Herbst auf der Menü Carte stehen - richtig: Die Wildgerichte werden meistens im Herbst auf der Menükarte stehen. 
  • gemüdlich - richtig: gemütlich
  • Ich denke kaum, das hier jemand einen Garten vor der Haustüre hat. 
  • Hinternis
  • dräckig
  • korect
  • Zugsvögel
  • eine Stadt, die Boomd
  • Foto schiesen
  • Wenn Ihr in den Alpen seit
  • Das Fenster muss abgedäckt werden.   

Wortwahl
  • Aus Platzmangel bauen wir in die Höhe hinauf - besser: hinauf weglassen
  • Die Kühe .... könnten über die Wiese gleiten - besser: gehen oder schlendern
  • Der Backstein sollte im Blei sein - besser: im Lot sein (?)
     
Fall
  • Weil die Tafel und Plakaten auf Asiatisch Schrift geschrieben - besser: Weil Tafel und Plakate in asiatischer Schrift geschrieben sind.
  • Das Tageslicht spielt einen grosse rolle mit. Besser: Das Tageslicht spielt eine grosse Rolle. 
  • Vor zwei Fastfood und ein Coffee Restaurant 
  • Die Bergen sind teils mit Schnee bedeckt 
  • Der Bahnübergang grenzt zu der Natur ab - besser: zur Natur 

Satzstellung
  • Was sie dort tut? Besser: Was tut sie dort?
  • Ich habe ein Bild vor mir, was ich sehe? Besser: Was sehe ich? 

Gross- / Kleinschreibung, Interpunktion / Ein- und Mehrzahl
  • Oder ist es einfach eine alte Ruine, in der Arme Menschen dinge zum Leben Suchen?
  • ... das Tägliche Leben 
  • ... an Ihrer Stelle 
  • ... einfach herrlich, dieser anblick
  • Die Vögeln
  • man weis  
  • Es gibt keine bessere Luft als die, der Natur - besser: ohne Komma
  • Dazu brauchen wir mörtel zement - besser: Mörtelzement (?) 

Formulierungen
  • Es macht traurig, wenn man sieht, dass eine Frau alleine .... Stein für Stein wegmacht. Besser: Stein für Stein wegräumt - oder entfernt.
  • Die Jahreszeit, wo die meisten Pflanzen ihre bletter Verlieren vor dem Kalten Winter. Besser: Die Jahreszeit, in der die meisten Pflanzen vor dem kalten Winter ihre Blätter verlieren.
  • Herbst beginnt im September bis November. Besser: Der Herbst beginnt im September und dauert bis zum November - oder: Herbst beginnt im September und dauert bis November. 
  • Sie stöhren glaubs niemanden
  • Ein kaltes Eis in der Hand
  • Der Wäsch Hänger
  • Aus dem Bild raus kann ich lesen - besser: Dem Bild kann ich entnehmen - oder: Aus dem Bild kann ich lesen.....

Allgemein gilt:
  • Ganze Sätze bilden
  • Geschriebenes durchlesen, ev. laut lesen 
  • Wörterbuch anlegen   

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