Montag, 17. Dezember 2012

Länger arbeiten mit Misik



Quelle: Youtube

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Tipps gegen den Perfektionismus

Perfektionisten setzen sich und ihre Umwelt unter Druck. Dabei sind Menschen, die Fehler machen, beruflich erfolgreicher. Wir zeigen zehn Tipps für Imperfektion. Tipps aus einem Wirtschaftsmagazin, die ganz allgemein für das Berufsleben gelten.
1. Behalten Sie das große Ganze im Auge.
Viele Perfektionisten verzetteln sich in vermeintlich wichtigen Details. Effekt: Das Projekt dauert länger, als es sollte, wird deshalb meist auch teurer als geplant, und die Sache wächst den Betroffenen schließlich über den Kopf. Konzentrieren Sie sich lieber vorrangig auf jene Punkte, die wirklich erfolgsentscheidend sind.
2. Analysieren Sie weniger.
Man kann Probleme durchaus überanalysieren. Auch das ist eine Form von Detailversessenheit. Oder von Aufschieberitis: Aus Angst, loslegen zu müssen und dann womöglich Fehler zu machen, wird immer weiter bedacht, geplant, diskutiert. Nichts gegen gute Planung, aber betrügen Sie sich dabei nicht selbst!
3. Seien Sie gnädig mit sich selbst.
Perfektionismus
Psychologen unterscheiden beim Perfektionismus zwei Haupttypen: Jene, die danach trachten perfekt zu sein, beziehungsweise Perfektes abzuliefern (perfektionistisches Streben) – und jene, die sich ständig sorgen, es könnte eben nicht perfekt sein (perfektionistische Besorgnis).
Entscheidend ist dabei gar nicht mal, dass sich die Betroffenen hohe individuelle Standards setzen, Werte wahren und gegenüber Fehlern streng und sensibel bleiben. Oft sind solche Menschen überdies noch gut organisiert, weshalb dies in der Wissenschaft auch "funktionaler Perfektionismus" genannt wird.
Ob der Drang zu Perfektion eine ungesunde Form erreicht hat, offenbart sich erst im Umgang mit Fehlern und Misserfolgen: Wenn ein kleiner Mangel im Geist zur Katastrophe mutiert.
Auswirkungen auf die Psyche
Perfektionisten sehen oft nur noch die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, denken in Schwarz-Weiß-Kategorien und sehen sich nur noch als Versager. Im Extrem kann dies auch mit Angst- und Zwangstörungen, sexuellen Funktionsstörungen sowie Depressionen einhergehen.
Viele Psychologen sehen die Ursache für den sogenannten dysfunktionalen Perfektionismus in früher Kindheit: Weil die Eltern an ihre Kinder hohe Maßstäbe gelegt und ihnen das Gefühl gegeben haben, nur etwas Wert zu sein, wenn sie diese Ansprüche erfüllen, haben die Sprösslinge nie gelernt, mit Fehlern konstruktiv umzugehen. Folge: Auch als Erwachsene versuchen diese Menschen die fehlende Wertschätzung durch Leistung auszugleichen.
Hören Sie auf, sich selbst zu zerfleischen, wenn etwas mal nicht geklappt hat wie erhofft. Laborieren Sie nicht an dem, was Sie eh nicht können, sondern stärken Sie Ihre Stärken. Chronische Selbstzweifel ziehen runter und machen Sie mit jedem Mal unsicherer.
4. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen.
Jeder kann etwas – und manche eben etwas mehr als andere. Talente sind nun mal ungleich verteilt. Ihre Aufgabe ist aber nicht, für Gerechtigkeit zu sorgen, sondern das Beste aus Ihren eigenen Begabungen zu machen.
5. Setzen Sie realistische Erwartungen.
Kein Mensch wird von Ihnen Wunder erwarten. Es reicht, dass Sie versuchen, Ihre Sache gut zu machen. Oft genügen bereits 80 Prozent vom Optimum, um sein Ziel zu erreichen.
6. Rechnen Sie damit, Fehler zu machen.
Kein Mensch ist unfehlbar. Und das ist sogar gut so: Aus unseren Fehlern lernen wir in aller Regel mehr als aus unseren Erfolgen. Sehen Sie diese also nicht als Feind an, sondern als Chance, über sich hinauszuwachsen. Oder gar auf diesem Weg unverhofft zu einem globalen Durchbruch zu gelangen. Sie erinnern sich: Auch Post-it-Klebezettel, Penicillin oder Viagra verdanken ihre Entdeckung Fehlern, Schlampereien und Mängeln.
7. Bitten Sie um Hilfe.
Keiner kann alles alleine schaffen. Es ist sogar eher ein Zeichen von Größe, seine eigenen Schwächen zu kennen und an eben jenen Punkten um Hilfe zu bitten, um den Nachteil durch einen wahren Experten auszugleichen.
8. Lernen Sie, mit Kritik umzugehen.
Es ist ein Irrglaube, dass Perfektion vor Kritik schützt. Notorische Nörgler finden immer etwas. Und was ist schon wirklich perfekt? Davon abgesehen: Es allen recht machen zu wollen wirkt wie Nervengift – erst vernebelt es, dann lähmt es. Wer es versucht, wird sich zwangsläufig verzetteln, verliert sein Ziel aus den Augen und opfert obendrein sein Rückgrat. Wer sich jedem Widerstand beugt, besitzt weder Standfestigkeit noch Durchsetzungskraft. So jemand wird andere nie anleiten: Er wird bereits geführt – von allen!
9. Entspannen Sie sich.
Bevor der Stress überhand nimmt, schenken Sie sich regelmäßig kleine Auszeiten. Perfektionisten neigen dazu, übermäßigen Druck aufzubauen – gegenüber sich oder ihrer Umwelt. Das sorgt nicht nur für graue Haare, es macht auch unsympathisch bis einsam.
10. Machen Sie es einfach.
Der Satz stimmt in seiner doppelten Bedeutung: Legen Sie endlich los – und verkomplizieren Sie die Dinge nicht unnötig. Der Feind alles Guten ist Perfektionismus!

Erschienen in der WirtschaftsWoche

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Montag, 10. Dezember 2012

Tipps für VA

Kursfreie Zeit (Sportferien)
  • Vom 11. bis 23. Februar 2013 finden wegen der Stadtzürcher Wintersportferien keine Kursabende statt
  • Das Lernfoyer ist in dieser Zeit ganz normal geöffnet, ein Schreiben an der Vertiefungsarbeit auf Computern der EB Zürich also weiterhin möglich
  • Der Kursleiter ist über Mail (guntram.rehsche@bluewin.ch) jederzeit erreichbar, Feedback auf Textteile oder Beantwortung von Fragen also schriftlich immer möglich
  • Ein ordentlicher Kursabend mit Begleitung im Lernfoyer und Termin bei der Kursleitung ist wieder möglich am Montag 25. Februar 2012

Recherche allgemein


  • Recherchen über Medienarchive wie:
    - Zeit Online (alle Artikel seit 1949 gratis!)
    - Süddeutsche Zeitung (alle Artikel seit 1992 gratis!)
    - Beobachter (alle Artikel gratis)
    -
    Neue Zürcher Zeitung (kein eigentliches Archiv - Stichworteingabe oben rechts führt zu
    elektronisch gespeicherten Artikeln - nur eine Auswahl aller veröffentlichten Artikel):
  • Recherchieren im Internet - siehe spezielle Homepage
  • Recherche Swissdox siehe unten
Verfassen der Arbeit
  • Bilder u.a. auch über Google laden (Button «Bild» oben links zu Stichwort anklicken)

Allgemeines

  • Arbeitsprotokoll regelmässig zu führen nicht vergessen
  • Themenbeschrieb wiederholt konsultieren - allfällige Veränderungen mit Kursleitung besprechen
  • Themenbeschrieb ist zusammen mit Arbeitsprotokoll gemeinsam mit der VA einzureichen
  • Abgabetermin für kopierte Arbeit in 2 (3) Exemplaren plus Arbeitsprotokoll und Themenbeschrieb ist Montag, 26. März 2012
  • xxx
Besuch Lernfoyer

  • ID für Bezug Computer sowie USB-Stick nicht vergessen
  • Esther Schreier jeweils anwesend Dienstag nachmittags, Mittwoch morgens
Computer Bedienung
  • Ordner Temp öffnen mit Doppelklick
  • gemeinsam mit für Aufruf der Vorlage
  • Vorlage umbenennen in
  • Regelmässiges Speichern nicht vergessen durch klicken auf Diskettensymbol oben links
  • Fusszeile verändern durch direktes Anklicken des entsprechenden Bereichs, retour durch Anklicken des normalen Textfelds
Recherche im Lernfoyer mit Swissdox:

  • Aufruf der Website http://digithek.ch (funktioniert nur auf Computern der EB Zürich)
  • Klicken auf gelbes Balkenfeld
  • Klicken auf , dann auf und schliesslich auf , um diesen auszuschalten
  • Wahl der Sprache Deutsch
  • Eingabe der / des Suchbegriffs in Suchfeld - allenfalls nur bestimmte Medien auswählen und diese abspeichern
  • Dann in Liste entweder öffnen von für reines Textdokument oder für gelayoutetes Dokument (ev. umgekehrt)
  • Drucken, kopieren oder als Word/pdf-Datei speichern


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Texte: Fehler und Tipps (2)

Die nachstehenden Beispiele entstammen der Textaufgabe im Rahmen der Zwischenprüfung vom 3. Dezember 2012 (siehe auch Auswertung der Textübung vom 5. November 2012). Wie damals gilt: Die folgenden Korrekturen und daraus abgeleiteten Tipps zu den in der Vorwoche verfassten Texten sind als Anregungen zu verstehen - nicht in jedem Fall gilt ein eindeutiges «richtig» oder «falsch». Sie sind fallweise Beispiele und stellen keine umfassende Korrektur dar.


Rechtschreibung
  • Geheimnis statt Geheimniss, Ergebnis statt Ergebniss - aber Kompromiss statt Kompromis - und in der Mehrzahl: Geheimnisse / Ergebnisse
  • ähnlich statt änlich
  • ....dass man nicht weiss statt weis
  • wir nehmen mal an - nicht mahl 
  • rät mir - nicht räht mir
  • prompt - nicht promt
  • erstaunen - nicht erstauhnen  
  • Kaffee - nicht Kaffe 
  • es war - nicht es wahr 
  • Label - nicht Lebel
  • bekannt - nicht bekannt
  • Diät - nicht Diet
  • sehr - nicht sher
  • unterschiedlich - nicht unterschidlich
  • Quittung - nicht Quitung
  • Überschwemmung - nicht Überschwämmung  
  • Beitritt - nicht Beitriet  
  • Schweiz - nicht Schweitz
  • das heisst - nicht das heist
  • weil - nicht weill
  • weniger - nicht wenniger  
  • Sauce - nicht Sosse (in Deutschland schon, aber dann mit Doppel-S) 
  • skizzieren - nicht skizziren
  • Masseneinwanderung - nicht massen Einwanderung
  • Zusammenarbeit - nicht zusammen Arbeit
  • Strafe - nicht Straffe      


Wortwahl 

  • schlussendlich ist Wortwiederholung in sich, besser: schliesslich oder endlich 
  • Arbeit wegnehmen statt abnehmen 


Gross- / Kleinschreibung, Interpunktion / Ein- und Mehrzahl
  • Die transparenz, die dinge, das exemplar, es spielt eine rolle, die artikel, ein beweis, zum beispiel, eine gewisse marke - wären allesamt gross zu schreiben!
  • Recht auf Ärztliche Behandlung - richtig: auf ärztliche Behandlung
  • Bindestriche am richtigen Ort (immer wo fehlendes Element: also Handels- und Arbeitsabkommen und nicht Handels und Arbeitsabkommen  
  • Komma setzen gemäss Sprachfluss - und im Prinzip vor oder nach jedem Nebensatz
  • in vielen anderen Ländern - nicht Länder
  • die meisten Leute - nicht Leuten
  • alle Versicherungen - nicht Versicherung
  • auf dem Existenzminimum - nicht im existenz Minimum



Formulierungen
  • Ich kaufte die Jacke über der Grenze in Deutschland - besser: jenseits der Grenze in Deutschland
  • Hauptgrund der obligatorischen Krankenversicherung - besser: Wichtigster Grund für die .... 



Allgemeines  
  • Wortwiederholungen vermeiden  
  • Beim Schreiben am Computer
    • Rechtschreibeprogramm der Text-Software für Schlussprüfung benutzen
    • bei kritischen Einzelfällen zb Wörterbuch-Websites wie Leo 

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Menschenrechte und Freihandel

Zurzeit verhandelt die Schweiz mit China über ein bilaterales Freihandelsabkommen (FHA). Die entwicklungspolitische Organisation Solidar Suisse befürchtet, dass das FHA zur Untergrabung international anerkannter menschen- und arbeitsrechtlicher Mindeststandards in China beitragen wird.

Am 10. Dezember ist der internationale Tag der Menschenrechte. Solidar Suisse ist gemäss der am Montag veröffentlichten Mitteilung der Meinung, dass ein Freihandelsabkommen mit China auch der Entwicklung und Respektierung der Menschenrechte dienen muss. Deshalb hat Solidar Suisse einen Sieben-Punkte-Plan aufgestellt, der die minimalen Anforderungen an ein Freihandelsabkommen aufzeigt: Zum Beispiel müssen die Zwangsarbeitslager in China geschlossen und die Gewerkschaftsfreiheit respektiert werden. Falls der Bundesrat nicht für die Verankerung der Menschen- und Arbeitsrechte sorgt, fordern wir das Parlament auf, das Freihandelsabkommen abzulehnen. Andernfalls empfiehlt Solidar Suisse seinen Trägerorganisationen, der SP Schweiz und den Gewerkschaften, das Referendum dagegen zu ergreifen.
 
Trotz Fortschritten in den letzten Jahren gibt es in China im internationalen Vergleich weiterhin erhebliche Defizite bei den Arbeitsstandards. Die vier Kernarbeitsnormen zu Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen sowie zu Zwangs- und Pflichtarbeit lehnt China noch immer ab. Die vier Kernarbeitsnormen gegen Kinderarbeit und Diskriminierung hat es zwar ratifiziert, setzt die entsprechenden Gesetze aber nur ungenügend um.

Zwangsarbeit ist weit verbreitet,
obschon sie einen krassen Verstoss gegen die Menschenrechte darstellt. Als verurteilte Häftlinge oder ohne gerichtliches Urteil und fernab jeder Rechtsstaatlichkeit werden Menschen in Arbeitslagern ausgebeutet; Misshandlungen sind oft an der Tagesordnung. Die chinesischen Gewerkschaften können die Aufgabe, die Arbeitsrechte durchzusetzen, nicht wahrnehmen: Zum einen sind sie nicht unabhängig, sondern zu Loyalität gegenüber der Kommunistischen Partei verpflichtet, zum anderen ist die Förderung der Wirtschaftsentwicklung eine ihrer zentralen Aufgaben, weshalb die Gewerkschaften eher die Arbeitgeberseite vertreten.


Solidar Suisse ist der Überzeugung, dass arbeitsrechtliche Mindeststandards die Wirtschaftsentwicklung positiv beeinflussen, da sie zu sozialer Gerechtigkeit, zum sozialen Frieden und damit zur Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Entwicklung beitragen. Nur eine nachhaltige Entwicklung, nicht jedoch eine auf kurzfristige Profite ausgerichtete Aussenwirtschaftspolitik, verdient es, über ein Freihandelsabkommen gefördert zu werden. Ein faires Arbeitsrecht sorgt für stabile Rahmen-bedingungen, faire Wettbewerbsbedingungen und ein wirtschaftliches Wachstum, das der ganzen Bevölkerung dient. Die EFTA hat die Relevanz arbeitsrechtlicher Normen für die wirtschaftliche Entwicklung anerkannt und diese in den Freihandelsabkommen mit Hongkong und Montenegro integriert. Solidar Suisse stellt sieben Forderungen:


1) Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China beinhaltet ein Nachhaltigkeitskapitel mit sozialen und ökologischen Bestimmungen.

 
2) Das Nachhaltigkeitskapitel stellt die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen (Gewerkschafts-freiheit; Verbot von Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierung) als arbeitsrechtliche Mindeststandards sicher. Darüber hinaus legt es weitere Standards auf Basis des Uno-Pakts 1 (Sozialrechte) verpflichtend fest.
 
3) Das Freihandelsabkommen garantiert die Freiheit und Unabhängigkeit der Gewerkschaften und sichert ihnen explizit das Recht zu, sich in internationalen Gewerkschaftsverbänden einbringen zu dürfen.
 
4) Das Abkommen stellt sicher, dass kein Freihandel erfolgt, solange nicht sämtliche Zwangs-arbeitslager geschlossen sind.
 
5) Eine tripartite Kommission überwacht die ausreichende Integration der arbeitsrechtlichen Belange sowie die Umsetzung des Freihandelsabkommens und leitet als Schweizer Kontaktstelle für Beschwerden bei Regelverletzungen Schritte ein, wie z.B. Sanktionen.
 
6) Bei der Verletzung der menschen- und arbeitsrechtlichen Standards des Nachhaltigkeitskapitels ist ein bilaterales Schiedsgerichtverfahren vorgesehen.
 
7) Das Freihandelsabkommen regelt verbindlich die Zusammenarbeit im Arbeitsbereich, insbesondere zum Arbeitsrecht und seiner rechtlichen Durchsetzung.
 
Das ausführliche Positionspapier von Solidar Suisse zum Freihandelsabkommen mit China findet sich hier.

Bild - Baustelle in Kuoming: Guntram Rehsche

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Montag, 3. Dezember 2012

Klimaschutz: Schweiz auf Rang «7»

Die deutsche Umweltorganisation Germanwatch hat ihren Klimaschutz-Index veröffentlicht. Während die ersten drei Ränge gar nicht erst vergeben werden, da kein Land eine solche Rangierung verdient, folgt Dänemark an 4. Stelle als bestklassiertes Land. Platz 7 (resp. viertbestes Land) ist sodann die Schweiz, dicht gefolgt von Deutschland - welches als beste Klimaschutznation der grossen Treibhausgasemittenten gilt. Fortschritte macht insbesondere China.

Es ist eine symbolische Geste: Wenn die Umweltschutzorganisation Germanwatch einmal jährlich ihren Klimaschutz-Index veröffentlicht, bleiben die ersten drei Plätze traditionell frei. Die Rangliste zeigt, wie sehr sich die Staaten der Welt beim Klimaschutz ins Zeug legen. Und weil nach Ansicht der Öko-Aktivisten kein Staat der Welt genug gegen die Erderwärmung tut, sind die Medaillenränge auch dieses Jahr unbesetzt. 


 Vergrössern mit Klick auf Tabelle! 

Am Montag hat die Organisation das aktuelle Ranking auf dem Klimagipfel in Doha vorgestellt. "In manchen Ländern gibt es positive Ansätze, bei den großen Emittenten passiert aber zu wenig", fasst Jan Burck von Germanwatch die Ergebnisse im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE zusammen. Auf den vorderen Rängen liegen mit Dänemark (Platz vier) und Schweden (Platz fünf) zwei alte Bekannte. Doch schon der nächste Staat auf der Liste überrascht auf den ersten Blick: Portugal hat sich im Ranking weit nach vorn geschoben, auf Platz sechs - und dann eben die Schweiz.

Portugals gute Rangierung liegt zum einen an der Wirtschafts- und Finanzkrise, die auch in anderen Problemländern wie Spanien, Italien, Irland und Griechenland zu einem Rückgang der Industrieproduktion - und damit auch der Emissionen - führte. Doch im Fall von Portugal lobt die Organisation zum anderen, dass die Regierung auch in schwierigen Zeiten an ihren Klimaschutz-Bemühungen festgehalten habe. 
Drastische Kritik unter den europäischen Ländern müssen sich dagegen die Niederlande (Platz 49) und Polen (Platz 44) gefallen lassen. Die Haltung Polens gilt auf dem Gipfel in Doha auch als entscheidender Grund dafür, dass die Europäische Union ihr CO2-Reduktionsziel bis zum Jahr 2020 nicht von 20 auf 30 Prozent anhebt - denn knapp 20 Prozent hat die Gemeinschaft schon jetzt erreicht. Deutschland ist im aktuellen Ranking um zwei Plätze abgerutscht und nun auf Platz acht zu finden. "Weltweit funktioniert Umweltschutz nur noch über den Ausbau an erneuerbaren Energien", sagte Umweltminister Peter Altmaier noch am Wochenende in einem Gastkommentar in der "Bild am Sonntag". Doch genau daran hakt es in der Praxis. Die deutsche Energiewende ist ins Stocken gekommen - auch durch Zankereien in der schwarz-gelben Koalition: "Die Regierung blockiert sich gegenseitig", klagt Jan Burck. Punktabzug gibt es für Deutschland auch bei der Energieeffizienz: "Da ist noch viel Luft nach oben." 

Im Detail werden für den Index folgende Bereiche ausgewertet:
  • Höhe der Emissionen (30% der Gesamtnote)
  • Entwicklung der Emissionen (30%)
  • Erneuerbare Energien (10%)
  • Energieeffizienz (10%)
  • Klimapolitik (20%)
Zu den positiven Überraschungen zählt Mexiko, das sich auf Rang 14 wiederfindet. Der große Gewinner sind in diesem Jahr allerdings die USA. Zwar liegen sie auf Platz 43 noch immer im hinteren Drittel der Liste, haben aber einen Sprung nach vorne gemacht, weil die CO2-Emissionen des Landes merklich gesunken sind. Das hat neben der Krise vor allem mit dem Erdgas aus unkonventionellen Quellen zu tun, das die amerikanischen Märkte seit einiger Zeit flutet. Weil durch den Gasboom die Energieerzeugung aus noch klimaschädlicherer Kohle zurückgegangen ist, haben sich die Emissionen bei der Verbrennung verbessert. Allerdings fehlen in den Statistiken die Klimagase, die direkt am Bohrloch anfallen - und diese Mengen können beträchtlich sein. Die Bewertung der USA ist also mit einiger Vorsicht zu genießen. Dennoch loben die Umweltschützer das Land ein wenig: "Die Lage ist nicht mehr ganz so schlecht wie unter der Bush-Regierung", heißt es, nicht zuletzt wegen massiver Investitionen von Bundesstaaten wie Kalifornien in erneuerbare Energien.

Auch im Fall von China (Platz 54) sieht man bei Germanwatch zumindest "einige Lichtblicke" - obwohl der Treibhausgas-Ausstoß des Landes von Rekord zu Rekord klettert. "Das Land steht am Scheideweg", sagt Burck. So habe es bei der Energieeffizienz immerhin leichte Verbesserungen gegeben. Die massiven chinesischen Investitionen in klimafreundliche Energietechnik spiegelten sich jedoch noch nicht in den Daten zum CO2-Ausstoß wieder.

Die letzten Plätze auf der Rangliste belegen Kanada (Platz 58), Kasachstan (Platz 59), Iran (Platz 60) und Saudi-Arabien (Platz 61). Die Länder sind für die Umweltschützer alte Bekannte, denn sie sind von ihren Ressourcenexporten abhängig und haben bisher wenig bis gar kein Interesse am Klimaschutz gezeigt. Immerhin hat Saudi-Arabien aber eine Investitionsstrategie für Erneuerbare Energien angekündigt. Gipfelgastgeber Katar taucht in der Liste wegen "methodischer Schwierigkeiten" nicht auf, hätte aber wegen der höchsten CO2-Pro-Kopf-Emissionen der Welt kaum Chancen auf vordere Plätze.

Insgesamt ist das Urteil der Umweltschützer klar: Kein Land der Welt tut genug, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern. Umweltminister Altmaier sieht das offenbar auch so: "Es fehlt allerorten an politischem Willen und an öffentlicher Unterstützung", klagte er in seinem Kommentar. Was das bedeutet, haben die Forscher des Global Carbon Project gerade im Fachjournal "Nature Climate Change" vorgerechnet: Allein zwischen 1990 und 2011 ist der globale CO2-Ausstoß demnach um 54 Prozent gestiegen. Mit dem für 2012 prognostizierten weiteren Plus ergibt sich sogar ein Zuwachs um insgesamt 58 Prozent. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnte das zu einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen um bis zu fünf Grad führen, warnen die Forscher. Corinne Le Quéré vom britischen Tyndall Centre for Climate Change ist eine der Autorinnen der Studie. Sie klagt: "Angesichts der steigenden Emissionen könnte man meinen, dass niemand auf die gesamte Gemeinschaft der Wissenschaftler hört."

Quelle: Spiegel 3. Dezember 2012

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