Freitag, 12. Oktober 2012

Friedensnobelpreis an EU

Da guckt die Schweiz: In der größten Krise ihrer Geschichte wird die Europäische Union (EU) mit dem wichtigsten Preis der Welt ausgezeichnet: Der Friedensnobelpreis 2012 geht an die Staatengemeinschaft. Das Komitee in Oslo würdigt damit den Beitrag der EU zur "friedlichen Entwicklung in Europa".


Komitee-Chef Thorbjørn Jagland begründete die Entscheidung damit, dass die EU über sechs Jahrzehnte entscheidend zur friedlichen Entwicklung in Europa beigetragen habe. Auch wenn die EU derzeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialen Unruhen zu kämpfen habe, wolle das Komitee den Blick auf den wichtigsten Erfolg der Union richten: den erfolgreichen Kampf für den Frieden und die Demokratie. Das fünfköpfige Komitee hob auch die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg als herausragendes Ergebnis der europäischen Integration heraus. Beide Länder seien in drei Kriege gegeneinander verwickelt gewesen. "Heute ist Krieg zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar", hieß es weiter. Jagland nannte auch die Förderung der demokratischen Entwicklungen in südeuropäischen Ländern. Hinzu komme die Integration osteuropäischer Staaten nach dem Mauerfall 1989. Er nannte auch die Befriedung des Balkans. "Dies ist ein historischer Preis sowohl in langfristiger wie in aktueller Perspektive", so der Norweger. 

Die Europäische Union war schon mehrfach als Kandidatin für die Auszeichnung gehandelt worden. Die Auszeichnung ist ein Zeichen gegen die Europa-Skepsis, die sich in der Schulden- und Wirtschaftskrise merklich verstärkt. Der momentanen Nobel-Jury ist wichtig, mit der Preisvergabe aktuelle Prozesse zu unterstützen. Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet 930.000 Euro dotiert, er wird am 10. Dezember in Oslo verliehen.

Die Entscheidung ist eine Überraschung, denn das Komitee ist nach einem Parteienproporz zusammengesetzt, der auch zwei EU-kritische Parteien berücksichtigt. Die Norweger hatten zweimal den Beitritt zur Europäischen Union abgelehnt. Im Vorfeld galten Menschenrechtler aus Russland als Favoriten für den Preis 2012. Im vergangenen Jahr wurden drei Frauen ausgezeichnet. Die Journalistin Tawakkul Karman aus dem Jemen teilte sich den Preis mit der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee, ebenfalls aus Liberia. 

Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, bezeichnete es als "große Ehre für die gesamte EU und alle 500 Millionen Bürger, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet zu werden". Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, zeigte sich "tief bewegt" und "geehrt" über den Preis. "Das kann als Inspiration dienen", schrieb der deutsche SPD-Politiker am Freitag per Twitter. "Die EU ist ein einzigartiges Projekt, das Krieg durch Frieden, Hass durch Solidarität ersetzte."

Quellen: Diverse Agenturen

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